Lady in Red

Kurze Zeit nach der tollen Harpo-Geschichte fand ich ein Flugblatt im Postkasten.

Der irische Sänger Chris De Burgh würde ein Konzert geben und zwar in Abhallstadt*

- ganz in meiner Nähe.

*Ortsname geändert

In meinem Repertoire findet sich ein bekanntes Lied von ihm:

Es handelt sich um den erfolgreichen Song "Lady in Red".

Und plötzlich kam mir eine verrückte Idee...

...und es war eine wirklich verrückte Idee!

Schaut man sich die CD-Cover von Chris einmal an,

dann wird man dort vergeblich nach einer "Frau in Rot" suchen.

Selbst auf dem Album "Lady in Red" ist die gleichnamige Dame nicht anzutreffen.

Keine Spur von der vielbesungenen Lady also im gesamten "Chris De Burgh Material".

Ein unhaltbarer Zustand.

"Das muß sich ändern", dachte ich mir und heckte einen Plan aus,

wie der Mißstand wohl am besten zu beseitigen wäre.

Und das war der Plan:

Wir suchen für Chris De Burgh die "Frau in Rot".

Und zwar unter den Abhallstadter Frauen.

Wir machen Fotos mit ihr und gestalten ein tolles CD-Cover.

Die passende CD dazu würde AlexanderSound liefern: Ein Duett von der "Lady in Red" .

Und überreicht würde Chris De Burgh dieses außergewöhnliche Geschenk natürlich

von der "Lady in Red" aus Abhallstadt und zwar während des Konzerts.

Eine nette Überraschung für den sympathischen Sänger mit der gewaltigen Stimme!

Bingo! Das könnte gelingen!

Einziger Haken bei der Geschichte: Der Termin stand kurz bevor.

Doch unter Zeitdruck mußte ich auch bei vorherigen Projekten schon öfter arbeiten und das sollte deshalb auch diesmal kein Problem sein. Zumindest nicht für mich.

Ich bereitete also die notwendigen Schritte vor. Wichtigster Punkt wäre die Presse. Das Projekt mußte der Abhallstadter Öffentlichkeit - vor allem der weiblichen - bekannt gemacht werden. Nur so würde es möglich sein, in der kurzen Zeit möglichst viele potentielle Kandidatinnen zu finden, die sich auf das Abenteuer einlassen.

Jetzt galt es also, die Abhallstadter Zeitung von meinem Projekt zu überzeugen, denn nur durch einen entsprechenden Artikel würde es möglich sein, in der zur Verfügung stehenden Zeit genügend Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und ich war sicher, dass mein euphorischer Brief Erfolg haben würde.

Ich sollte mich täuschen. Die kurze und sehr deutliche Absage erhielt ich über den Anrufbeantworter. Begründung: Die Zeit wäre einfach zu knapp.

Mit dieser Erklärung konnte ich mich natürlich nicht zufrieden geben. "Was für ein Problem hat die gute Frau?", dachte ich bei mir, "das Zeitproblem ist doch meine Sache" oder meinte sie die Zeit, um einen entsprechenden Artikel zu schreiben? Aber auch dies dürfte doch für einen Profi in der Zeitungsbranche kein Problem sein.

Ich kontaktierte die gute Frau erneut, um sie vielleicht doch noch umzustimmen.

Vergeblich - "Zeit ist einfach zu knapp" mußte ich wieder hören

und konnte den Eindruck nicht loswerden,

dass die Frau gar keine Lust hatte, einen Artikel zu schreiben.

"Nun gut, ohne Zeitung wird die Sache schon schwieriger", sagte ich mir, und sendete ein FAX an den Bürgermeister der Stadt - "vielleicht ist ja der Bürgermeister der Stadt für diese ungewöhnliche Idee etwas aufgeschlossener"...

Er war es nicht.

Ich bekam nicht einmal eine Antwort.

Allmählich hatte ich gar keine Lust mehr, eine Stadt, die mir so wenig Hilfe bot,

in die tieferen Erinnerungsbahnen von Chris De Burgh zu "brennen".

Kurze Zeit spielte ich zwar noch mit dem Gedanken,

die ganze Geschichte mittels einer Plakataktion durch zu ziehen.

Da aber noch weitere Hindernisse auftraten,

die ich hier nicht weiter ausführen möchte,

ließ ich diese ganze nette Geschichte einfach sausen...

Es war eben nicht der richtige Zeitpunkt dafür...

...oder nicht der richtige Ort...

...oder beides!

Und auch mein Gefühl verriet mir: Diese Entscheidung ist richtig.


Hier sieht man noch das T-Shirt, welches als "Aufhänger"

für die Modelsuche Verwendung finden sollte, aber nicht zum Einsatz kam:

"Steckbriefartig" wurde dort nach der geheimnisvollen Lady gesucht - lebend!


Kein Grund jedoch, traurig zu sein. Denn alles, was geschieht, hat zwei Seiten. Hätte nämlich der erste Plan geklappt, dann könnte ich hier nicht über die verrückte Idee berichten, die anschließend folgte...

...und es war eine wirklich verrückte Idee!

Eine von denen, die man nach einer "schweren Nacht" hat,

wenn einem der Kopf noch brummt,

während man am Morgen vor dem Badezimmerspiegel steht

- etwa so:

Ich fragte mich also: Wozu sollte ich eigentlich die Lady in Red lange suchen?

Auf den anderen Covern bin schließlich immer ich zu sehen

- warum sollte ich sie nicht selbst spielen? Also:

Selbst ist der Mann!

- lautete die Devise! Und ich begann, mich ausführlich mit dem Thema "Lady" zu beschäftigen.

Und das war eine ganz schöne Arbeit, kann ich im Nachhinein nur sagen.


Zuerst mußte ich mir passende (Ver-)Kleidung besorgen,

ja erst einmal herausfinden, welche Damengröße ich überhaupt habe.

Ich informierte mich rund um das Thema Frauenkleidung.

Das Internet war bei meinen Recherchen eine große Hilfe.

Unter anderem stieß ich dabei auf eine interessante und ausführliche Seite über

Feinstrumpfhosen



Wer suchet der findet! Und so fand ich nach und nach das passende Outfit:




Außerdem brauchte ich ein Make-up, damit die Lady etwas glaubwürdiger erscheint.

Ich besorgte mir also entsprechende "Grundausstattung" sowie die folgende Lektüre:

Grau ist alle Theorie. Und vom Lesen alleine wird man kein Maskenbildner,

daher waren praktische Selbstversuche unerläßlich

- auch wenns anfangs etwas komisch aussah (Bilder möchte ich Dir lieber ersparen).

Immerhin erfuhr ich in dem Buch, dass ich ein "Winter-Typ" sei,

wäre ich eine Frau - was die Schminktechnik etwas erleichterte.

Und nach einiger Zeit des Übens konnte ich die Lady immer besser "herausarbeiten",

bis es soweit war:

Ich konnte die Lady in mir sehen!


Ich war bereit!


Und Heiner war es auch - nachdem er sich wieder von seinem Lachkrampf erholt hatte

(den er bekommen hat, als er von meinem Plan erfuhr)...


Und so geschah es denn auch, dass eines Abends

in einem Kastler Fotostudio (damals befand es sich noch dort)

ein Stück Fotogeschichte geschrieben wurde...


...ja, ich möchte sogar behaupten,

dass das große Buch der Fotogeschichte an diesem Tage

um ein weiteres Kapitel ergänzt wurde ;-)


Die Bilder waren sehr gelungen! Mehr als das.

Ich konnte mich gar nicht entscheiden, welches Foto ich für das Cover verwenden sollte.

Es waren einfach zu viele gute Fotos dabei.

Aus diesem Grunde entstand noch ein zweites Cover,

das für eine spätere CD Verwendung finden wird, sowie ein künstlerisch wertvoller

Fotokalender:



Und hier das CD-Cover für meine Demo CD "Lady in Red":

Warum aus den vielen geschossenen Fotos gerade dieses Bild gewählt wurde hat folgenden Grund:

Ich finde einfach, dass es der in dem Lied besungenen Lady am nächsten kommt

und die Stimmung am besten ausdrückt.

Die Sache mit Chris war ja geplatzt, das Konzert schon lange vorbei.

Daher befindet sich auf der Demo-CD auch kein Duett, wie ursprünglich geplant,

sondern Alex Ander "pur"

Der Gesang erinnert trotzdem (natürlich mit Absicht)

an den kleinen Iren mit der großen Stimme:


(sorry - derzeit kein Demo möglich)



Vincent van Koch: "Frau am Fenster", Paris, Sommer 1886 - Öl auf Leinwand ;-)

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*Anmerkung: Da meine Schilderung die Stadt und ihren Bürgermeister möglicherweise in ein falsches Licht rücken würde, wurden Namen, Ort und Datum geändert.